Ihr Lieben – es ist wieder Freitag! Damit du mit gutem Lesestoff versorgt ins Wochenende starten kannst, kommt hier eine neue Leseempfehlung für dich: „Broken Boy“ von Diana Wintermeer.
Schon im Prolog, der den Regen auf so poetische Weise beschreibt, packte mich die Vorfreude auf diesen Roman – und da es die letzten Tage hier in Hamburg ziemlich sonnig und warm war, machte ich ‚Urlaub‘ im Garten und verbrachte meine freie Zeit bei Dio, Curtis, Ned und Ti.
Allgemeine Fakten
- Autorin: Diana Wintermeer
- Veröffentlichung: 30.12.2019
- Genre: Gayromance, Young Adult
- Themen: Liebe, Freunschaft, Handicap, Glasknochenkrankheit
- Seitenzahl: großes A sagt 334 Seiten
„Broken Boy“ – Das Cover

Ich liebe dieses Cover einfach. Ich liebe, wie die Buchstaben den jungen Mann ‚zerbrechen‘ und damit das seltsame Gefühl wecken, sich diesem Menschen nicht richtig nähern zu können. Und vielleicht auch, als würde dieser Mann in einem Gefängnis aus Worten feststecken und sich niemals ganz in die Freiheit trauen, obwohl er sie mit seinen wachsamen Augen betrachtet.
Ich liebe es, wie die braunen Augen (fast) vollständig zu sehen sind und mir das Gefühl vermitteln, doch einen Zugang zu diesem jungen Mann finden zu können.
Gerade in Anbetracht der Thematik „Glasknochenkrankheit“ (bzw. Osteogenesis imperfecta, kurz: OI) finde ich es sehr gelungen, wie das Buchstabengerüst bei B und Y splittert und so die Zerbrechlichkeit noch deutlicher macht.
Für mich zeigt dieses Cover Isolation, Vorsicht – aber auch Neugier und Freundlichkeit. Mit seinen schlichten Farben verstärkt es diesen Eindruck noch. Es betört durch seine Tiefe, durch scheinbare Einfachheit, in der so viele Details stecken wie im Erzählstil der Autorin selbst.
Der Klappentext
„Dio will normal sein, doch er ist nicht wie andere Teenager. Er ist der Junge aus Glas. Der Junge, dessen Knochen schon bei der kleinsten Berührung brechen. Deshalb geht er nicht zur Schule und hat keine Freunde. Die Krankheit zwingt ihn, sich von anderen Menschen fernzuhalten. Frei fühlt er sich nur, wenn er mit seiner Kamera durch den nahen Wald streift. Er fotografiert dann gern seltene Schmetterlinge – und manchmal auch den Läufer, der hier oft unterwegs ist. Seinen Namen kennt Dio allerdings nicht. Es wäre viel zu riskant, sich ihm zu zeigen. Eines Tages jedoch, als er unvorsichtig ist, stehen sich die beiden plötzlich gegenüber und alles ändert sich. Auf einmal scheinen all seine Wünsche zum Greifen nahe. Aber kann es so etwas wie Freundschaft für die beiden Jungen geben? Wie hoch ist der Preis für ein normales Leben? Und werden sie beide bereit sein, diesen füreinander zu zahlen?“
Thema Glasknochenkrankheit, OI und Figurenentwicklung
Mit „Broken Boy“ habe ich mittlerweile den zweiten Roman gelesen, in dem die Krankheit Osteogenesis imperfecta eine zentrale Rolle spielt. Und obwohl auch in diesem Buch die Präsenz dieses Gendefekts und die damit einhergehenden Einschränkungen für Dio immer spürbar sind, gelingt es Wintermeer, die Geschichte von Dio und Curtis auf wundersam weiche und leichte Weise zu erzählen (obwohl die Handlung hin und wieder alles andere als ‚weich und leicht‘ ist) – auf eine Weise, in der die Einschränkungen in den Hintergrund rücken und deutlich wird: Auch, wenn Dio durch die OI beeinflusst wird, ist er ein ganz normaler Teenager mit Hoffnungen, Wünschen, Ängsten und Sehnsüchten. Und vielleicht ungewöhnlichen, aber nicht minder interessanten Hobbys.
Für mich interessant war auch, wie Curtis Dios Glasknochenkrankheit verarbeitet. Anfangs läuft er förmlich davon, kurz darauf siegt aber die Zuneigung gegenüber Dio und das dadurch geweckte Interesse an der OI… bevor er beginnt, beinahe übervorsichtig zu sein und auch diese Haltung letztlich aufgibt, weil er lernt, wie er normal mit Dio umgehen und trotzdem dessen besonderen Bedürfnisse an seine Umgebung beachten kann.

Zentrales Motiv: Wasser/ Regen
Schon im Prolog leitet Wintermeer das zentrale Motiv des Regens – oder besser: der Regentropfen – und des Wassers ein. Auf mich wirken diese Zeilen auf angenehm poetisch, ziehen die Verbindung zwischen den unterschiedlichen Erscheinungsformen eines einzigen Elements und stimmen die Leser:innen auf die sanfte Erzählweise dieses Romans ein.
Auch in den einzelnen Kapitelüberschriften finden sich die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Regens/Wassers wieder… und gefühlt spielt dieses Element auch in den meisten wichtigen Szenen eine zentrale Rolle.
Dabei hat es mich nie gestört, sondern viel mehr in die richtige Stimmung versetzt und erstaunt, mit welchem Fingerspitzengefühl die verschiedenen Regen- und Dunstformen und ihren assoziierten Stimmungen eingesetzt werden.
Ich persönlich bin ja der Überzeugung, dass es ein Nebenmotiv gibt – welches das ist, müsstest du aber selbst herausfinden. Ich habe nämlich das Gefühl, zu viel zu verraten, wenn ich dieses Geheimnis auch noch lüfte.
Eine Stelle, die mich besonders berührt hat
Ich kann nicht wirklich festmachen, weshalb mir diese Stelle besonders im Gedächtnis geblieben ist – aber ich möchte diese Worte gerne gesondert hervorheben:
„Das Leben ist wie ein langer Fluss. Du darfst nicht gegen die Strömung ankämpfen und versuchen, die Richtung, in die du schwimmst, zu ändern. Du musst Vertrauen haben und dich treiben lassen.“
(@Diana Wintermeer: 2019)
Es gibt noch einige weitere Stellen, aber diese hier hat mich in diesem Moment so gerührt, dass ich innegehalten und das Buch beiseite gelegt habe, um sie anständig wirken zu lassen und darüber nachzudenken, was das für mich und mein Leben bedeutet.
Ich kann dir dieses Buch nur ans Herz legen!
Für mich ist „Broken Boy“ von Diana Wintermeer ein Roman, der viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat! Wintermeer behandelt das Thema „Glasknochenkrankheit“ mit einer solchen Leichtigkeit und Natürlichkeit, dass es zumindest mir die Hemmungen nimmt, mich weiter mit dieser Thematik zu beschäftigen und gleichzeitig ein Bewusstsein dafür schafft, dass Menschen mit OI ganz normale Menschen sind.
Solltest du „Broken Boy“ schon gelesen haben…
könnten dir auch „Unbreak the Boss“ von Dan C. West oder der Auftakt zur „Dämonisch-Reihe“ von Tomke Jantzen gefallen.
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