Ich muss ja zugeben: Matti Laaksonen hat mich mit seinen Textschnipseln, der Bookteaser-Challenge und den ersten Rückmeldungen auf Instagram so neugierig gemacht, dass ich dachte: „Jop, das will ich auch lesen!“
(Funfact: ‚Obskur‘ ist eines meiner Lieblingswörter. Vielleicht fasziniert mich Obscurae auch deshalb so sehr? :D)
Gedacht – getan. Und zumindest für mich hat sich das definitiv gelohnt! Auch, wenn ich Matti für das Ende wirklich gern zur Rede stellen würde. Sowas Gemeines, an dieser Stelle aufzuhören!
Aber gut, wollen wir mal kurz in die Handlung springen!
Worum geht es in „Obscurae – Der Anfang“?
Arm und reich, Angst vor dem Unbekannten, verschiedene Rassen. Themen, die in unserer heutigen Zeit nicht mehr wichtig sein sollten – und es dennoch sind. Leider nicht nur, weil sie durch literarische Werke immer wieder aufgegriffen werden.
„Obscurae“* erzählt die Geschichte von Timo, einem Obscura – also einem ‚Menschen‘ mit gewissen Fähigkeiten. Im Alter von acht Jahren kommt Timo nach einem Autounfall, bei dem seine Eltern starben, in eine Anstalt zur Erforschung der „Obscurae“ und muss grausame Experimente über sich ergehen lassen.
Eines Tages kommt ein neuer Junge in die Anstalt – Glen. Mit seiner Hilfe fliehen die Kinder. Während sie sich danach in alle Richtungen verstreuen, bleibt Timo bei Glen und baut sich mit ihm ein Leben auf – bis ein Feuer all seine Träume und das einzige Wesen, das ihm wichtig ist, jäh zerstört.
Aus Wut und Verzweiflung darüber setzt Timo seine Fähigkeiten ein. Das alarmiert andere Obscurae, die ihn einsammeln und in eine Schule bringen. Dort lernt er ein ganz anderes Leben kennen, als er es bisher geführt hat: Essen, Sport zum Zeitvertreib statt zur Flucht, theoretisches Wissen über die Obscurae und vieles andere mehr. Außerdem lernt er, sich für andere Obscurae zu öffnen und freundet sich allmählich mit Sebastian, Danielle und Theresa an. Und es gibt da einen anderen Jugendlichen: Sam. Anfangs können die beiden sich nicht ausstehen, liefern sich erbitterte Wortgefechte und Kämpfe.
Aber wie heißt es so schön? Was sich neckt, das liebt sich.

„Sollte er nicht viel eher aufgebracht darüber sein, dass Sam so unsicher war und er lieber allein mit Katlyn sprach und sich allein mit ihr traf? Aber dieses Lächeln besänftigte die tobenden Gefühle in ihm. Dieses Lächeln, das versprach Alles wird gut. Und Timo glaubte ihm.“
© Matti Laaksonen
Weshalb nur hatte ich das Gefühl, dass dieses Lächeln genau das nicht bedeutet?
Und wie es das nicht bedeutet – wenn auch in einer ganz anderen Situation, am Ende des Buches. Als dieses Lächeln der Halt ist, den Timo braucht, um nicht einzuknicken. Um seine Freunde nicht zu verraten.
Um nicht aufzugeben.
Denn auch, wenn die Beziehung zwischen Timo und Glen – später dann zwischen Timo und Sam – eine große Rolle spielt, ist „Obscurae – Der Anfang“ doch wesentlich vielschichtiger, als es auf den ersten Blick erscheint.
Auffälliger Stil
Schon beim Kauf warnt der Autor: „Dieses Buch enthält derbe Sprache, Gewaltszenen und explizite (homoerotische) Szenen.“
Diese Warnung solltest du meiner Meinung nach wirklich Ernst nehmen! Die Charaktere fluchen gern und viel, und gerade die Beschreibungen der Geschehnisse in der Anstalt sind auf erschreckende Art nüchtern und genau. Vor allem, wenn ich bedenke, dass Timo sie schildert.
Dabei sind die Sätze insbesondere zu Beginn relativ knapp, manchmal fast stakkato-artig. So prasselten die Eindrücke nur so auf mich ein. Trotzdem blieb das Gefühl großer Distanz, weshalb es mir anfangs schwer fiel, mich auf Timo und seine Welt einzulassen. Gleichzeitig bringen die kurzen, prägnanten Sätze die Stimmung gut rüber und nach dem anfänglichen Abriss über die Geschehnisse lässt die Distanz peu à peu nach, bis ich das Gefühl hatte: Ja, jetzt lerne ich Timo wirklich kennen.
Trotzdem können Timos Stimmungen bis zum Schluss unfassbar schnell schwanken. Im ersten Moment ist er unsicher,dann sauer, dann flüchtet er sich zu lasziv. Manchmal ist das fast ein wenig schwer nachzuvollziehen, andererseits: Wenn Timo real existieren würde, würde ein Mensch mit seiner Vergangenheit vielleicht ähnlich ticken. Gerade, was seine Flucht in Flirtereien angeht – das ist, was er kennt und womit er umgehen kann.
Ein wenig schade sind die Flüchtigkeitsfehler, die leider immer wieder auftreten. Mal fehlt ein Wort, mal ist es eines zu viel – aber! ab einem gewissen Punkt der Geschichte störte mich das kaum noch (sie war spannend genug, dass ich einfach drüber hinweglesen konnte!). Gerade am Anfang bin ich dadurch aber doch ein wenig ins Stolpern geraten.
Charakter- und Weltentwicklung
Zu Beginn von „Obscurae“ ist es manchmal schwer, wirklich zu verstehen, was gerade los ist. Aber: Damit sind wir genau an dem Punkt, an dem Timo gerade steht. Die Geschichte ist aus seiner Sicht erzählt und insgesamt in der personalen Er-Perspektive sehr konsequent. Wir als Leser/innen erfahren die Dinge dann, wenn Timo sie erfährt – und das ist Matti Laaksonen meiner Meinung nach wirklich gut gelungen.
Ebenfalls als gelungen sehe ich die schwierigen Verstrickungen zwischen den Obscurae und den Menschen. Auf beiden Seiten herrscht Angst und Missverständnis – um zu wissen, wohin das führen kann, brauchen wir im Grunde nur regelmäßig Nachrichten zu schauen.
Diese Entwicklungen aus Timos Perspektive zu erleben, seine Wut gegenüber der Menschen zu verstehen und auf der anderen Seite nachvollziehen zu können, weshalb die Menschen als Antagonisten so handeln, wie sie handeln (einfach, weil ich selbst ein Wesen dieser seltsamen Art bin), macht das Buch „Obscurae“ für mich zu einem Werk, das ich wirklich gern gelesen habe.
Leseempfehlung?
Safe!
Ich finde, dass „Obscurae“ trotz (oder wegen) des anfänglich eigenwilligen Stils eindeutig lesenswert ist. Außerdem werde ich 100% sicher Band 2 lesen, sobald es draußen ist – in der Hoffnung, dass Timo stark bleibt, Flüchtigkeitsfehler ausgemerzt sind und es dieses Mal klappt mit dem Happy End!
Du willst mehr über Matti Laaksonen und seine Werke erfahren?
Dann schau doch mal auf seinem Instagram-Profil matti_laaksonen vorbei! Hier gibt es auch immer wieder Schnipsel aus „Obscurae“ und Informationen zu anderen Projekten wie Band 2 oder seinem anderen Werk „Matti und Brian“.
Wenn dir „Obscurae – Der Anfang“ gefallen hat…
… dann gefallen dir vielleicht auch Triggered von Lorna Bill oder Dämonische Weihnachten von Tomke Jantzen.
Für heute damit Over and Out
deine Magdalena