Huia, was für eine Achterbahnfahrt.
Die ersten 50 Seiten dachte ich noch: „Ja, gut – ist ganz nett, die Bilder in meinem Kopf sind schön, aber so richtig Thriller-spannend? Irgendwie ja nicht.“
Tja. Und plötzlich war es halb 2 und die Hälfte des Buchs ausgelesen. Frag mich nicht, wie die Autorin Ursula Poznanski das in „Saeculum“* geschafft hat. Ich habe keine Ahnung. Plötzlich wurde es spannend und das Buch zog mich so tief in seine Handlung hinein, das ich das Gefühl hatte, selbst auf der Lichtung zu schlafen, die frische Waldluft zu riechen und den Regen auf meiner Haut zu spüren…
Wie fand „Saeculum“ zu mir?
Seit Anfang des Semesters unternehme ich unglaublich viel mit Kommiliton_innen – und besuche einzelne in dem Zusammenhang auch. Am Bücherregal einer lieben Kommilitonin bin ich hängen geblieben… und „Saeculum“ zog mich mit seiner Optik so sehr in seinen Bann, dass meine Kommilitonin sagte: „Komm, ich leihe dir das aus!“
Und so durfte ich mich in diesen wundervollen Thriller vertiefen, der mich mit seinen fast 500 Seiten erfolgreich um den Schlaf brachte.

Die Handlung
In „Saeculum“ lernen wir den Medizinstudenten Bastian kennen – den ‚Musterschüler‘, wie ihn Iris nennt. Dank Sonja kommt er in die „Mittelalter-Roleplay-Community“ rund um die zwölf-köpfige LARP-Gruppe ‚Saeculum‘ (mit Bastian sind sie allerdings 13. Ein Fakt, den die Weissagerin Doro überhaupt nicht für gut erachtet…)
Wie die ganzen Mitglieder heißen, erspare ich dir hier – aber ich kann dir eines versichern: Die einzelnen Mitglieder kennen und auseinanderhalten zu lernen ist gar nicht so schwer, da man ihnen als Leser nach und nach auf einem Mittelalter-Markt begegnet.
Sonja lädt Bastian ein, sie zu einer Convention zu begleiten: Ein Zusammentreffen der zwölf Spieler irgendwo im Wald, abseits der Zivilisation. Ohne Handys, ohne Strom. Kurz: Ohne alles, was das 21. Jahrhundert so an Annehmlichkeiten zu bieten hat, dafür mit den Gefahren des Mittelalters des 14. Jahrhunderts.
Bastian willigt ein.
Kurz bevor die Convention beginnt, erhält er einen mysteriösen Telefon-Anruf, der ihn davor warnt, teilzunehmen. Wenig später taucht sein Vater auf, um ihn zu einer wichtigen Ärzte-Konferenz mitzunehmen. Doch Bastian wehrt sich erfolgreich dagegen, vermutlich das erste Mal in seinem Leben.
Dann geht das Abenteuer los – und es folgt die nächste Hiobs-Botschaft: Die Convention findet in einem Stück Wald statt, das die Gruppe bereits kennt… und das sie mächtig auf die Probe gestellt hat. Doro beschwört die Gruppe immer wieder, sie solle umkehren, einen anderen Ort wählen und das Schicksal nicht herausfordern.
Da niemand auf sie hört, findet die Convention statt… und schon bald erschüttern seltsame Erlebnisse die Gruppe. Nachrichten auf Holztafeln, die nicht von der Spielleitung vorgesehen waren, schwere Unwetter. Essen, das sich in Maden verwandelt. Und vieles andere mehr – bis sich ein Mitglied der Gruppe schwer verletzt und die Spannung ins Unermessliche steigt.
Starke Charaktere
In „Saeculum“ gibt es eine ganze Reihe wirklich gut ausgearbeiteter Charaktere – wobei der Unterschied zwischen den Haupt- und Nebenrollen sehr deutlich spürbar wird.
Während des Lesens hat mich dieser Umstand kaum gestört, weil mein Fokus vor allem auf den Hauptakteuren Bastian, Paul, Sandra und Iris lag.
Jetzt im Nachhinein (ca. eine Woche nach Beenden des Thrillers) empfinde ich es doch ein wenig schade, dass Arno und Alma nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen haben.
Trotzdem: Der Roman wird von den Hauptcharakteren ausreichend getragen – was meiner Meinung nach der Grund ist, weshalb sich dieses Buch auch am noch relativ unspannenden Anfang so flüssig liest.
Dabei bleiben die Charaktere auf der Convention immer irgendwo sie selbst, obwohl sie mit Start der Convention in selbst ausgedachte Rollen schlüpfen.

Starke Charaktere haben nur leider hin und wieder auch einen kleinen Nachteil: Sie entwickeln spürbar ihren eigenen Kopf und lassen sich oftmals schlecht in das Handlungsgerüst packen, das für sie vorgesehen war. Dieser Umstand wurde für mich insbesondere gegen Ende des Romans deutlich, was ich persönlich als äußerst schade empfunden habe.
… wobei ich vielleicht als Gayromance-Leserin auch insofern eingenommen bin, dass ich mich über die Gay-Vibes zwischen Paul und Bastian gefreut hatte… und sie sich am Ende ganz anders auflösen, als ich mir das gewünscht hätte. Was das angeht, muss ich leider einsehen, dass ich da nicht wirklich objektiv bin. (=
Kann ich das Buch empfehlen?
Auf jeden Fall!
Schau dir nur diese Optik an. Die allein reicht schon, als dass ich dieses Buch dringend in meinem Regal brauche. Irgendwann. Wenn ich endlich genug Platz für ein anständiges Bücherregal habe. Und klar ist, dass ich die Bücher nicht bald wieder umziehen muss.
Obwohl es anfangs harmlos daher kommt, ist der Sog in diese fremde Welt des Waldes und der Gefahren, des Lebendig-Seins so umfassend, dass ich ihm dafür sogar das (für mich! unrunde) Ende verzeihen kann.
Und ganz im Ernst? Ich bin immer noch ein bisschen geplättet, obwohl ich Weihnachten dafür genutzt habe, ein deutlich seichteres Buch zu lesen, bevor ich diese Rezi angefangen habe. (:
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie dir das Buch gefallen hat! Lass es mich doch hier in den Kommentaren oder im dazugehörigen Instagram-Post unter @Perlenseiten wissen!
Ganz liebe Grüße,
Magdalena