Holy Shit.
Zwei Wörter, die mir am Ende von „Triggered“ im Kopf herumgeisterten. Normalerweise bemühe ich mich ja um eine angemessene Sprache – so weit es geht auch innerhalb meiner Gedanken – aber die Selfpublisherin Lorna Bill macht mir das mit ihrem 2019 veröffentlichten Debütroman wirklich schwer.
Holy, was sind das für Charaktere.
Holy, was ist mit William los, dass er zu solchen Mitteln greift? Warum zur Hölle will er so verbissen dieses Forschungsthema behandeln, für das er keinen Betreuer für seine Masterarbeit findet – und dann auch noch, um sich selbst zu retten?
Und verdammt nochmal, was hat Professor Tyrwhitt mit Toby vor?!
Ihr seht also: Lorna Bill hat mich mit TRIGGERED mit Karacho aus den Socken gehauen. Trotz des Titels und ihrer Triggerwarnung in der Einleitung habe ich nicht mit so viel Chaos, so viel Mitgefühl und Verständnis für ihre Charaktere gerechnet.
Aber immer der Reihe nach.
Worum geht es in TRIGGERED?
Triggered erzählt die Geschichte von James Penrose. Der Leser lernt ihn als englischen Arzt an einem Krankenhaus in Somalia kennen. Als dort ein Anschlag passiert und er in die Brust geschossen wird, kommt er wegen Arbeitsunfähigkeit zurück nach London und bekommt dort einen Job am Lord Lister College. Als Dozent.
Noch bevor der eigentliche Term beginnt, trifft er auf William – einen brillanten Studenten, der genau weiß, was er will und tut.
William wird James’ Assistent. Eine Arbeit, die den klugen Kopf eigentlich unterfordert. Allerdings ist die Assistentenstelle für den Studenten nur Mittel zum Zweck.
Als James herausfindet, was für ein Spiel William mit ihm spielt, stellt er ihn zur Rede. Das Ergebnis ist allerdings ganz anders als erwartet, denn statt…
Ach, weißt du was? Ich will hier nicht alles verraten. – Lies die Geschichte von William und James lieber selbst. Es wäre ja schade, wenn ich die gesamte Spannung schon vorher rausnehme…

Eintauchen vorprogrammiert
Meiner Meinung nach besticht Lorna Bill durch einen außergewöhnlich anschaulichen Schreibstil, mit dem sie Leser und Figuren durch ihre Erlebnisse begleitet. Nicht nur einmal hatte ich das Gefühl, direkt neben James und William zu stehen oder zu sitzen. Insbesondere das kleine Restaurant mit dem magischen Flur ist in meinem Kopf so lebendig, als wäre ich selbst dort gewesen. Und gefühlt ist mir der Flur vor James’ Büro vertrauter als ein Großteil der Flure in meiner eigenen Uni.
Ich persönlich mag den Schreibstil in „Triggered“ total gern. Die Sätze sind zwar gefühlt länger als in ‚Verlagsliteratur‘, aber ich für meinen Teil liebe Bandwurmsätze und vermisse sie dementsprechend häufig. Sobald ich aufgehört hatte, darüber nachzudenken, dass die Sätze ungewöhnlich verschachtelt sind (so wie meiner hier, ahoi!), hat mich die Geschichte eingesogen und wollte mich gar nicht mehr ausspucken.
Das liegt nicht zuletzt an den beiden Charakteren James und William, die verschiedener nicht sein könnten.
James ist sanftmütig und gutgläubig, zweifelt an sich und insbesondere seiner Eignung als Dozent – nicht wegen der Lehrtätigkeit selbst, sondern wegen seines Traumas – und wirkt anfangs vollkommen verloren in der neuen Welt des Lord Lister Colleges.
William hingegen ist überheblich (meiner Meinung nach steht ihm das aber verdammt gut), einzelgängerisch und ein Künstler der Täuschung. Die anderen Dozenten beschreiben ihn als ’schwierig‘ und wollen ihn am liebsten gar nicht erst in der Nähe ihrer Büros wissen.
Wenn ich an William denke, trägt er immer ein süffisantes Lächeln auf den Lippen.
Um dir mal einen Geschmack zu geben, wie William tickt:
„Sehr geehrter Dr. Penrose,
ich entschuldige mich für die verspätete Rückmeldung und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten. Sie haben sich bei mir um die Stelle als mein neuer Chef beworben und ich freue mich, Ihnen mitteilen zu dürfen: Sie haben den Job.“
Diese ‚Zusage‘ erhält James in Williams Bewerbungsmappe für die Assistenten-Stelle, die er William angeboten hat. Frech, oder?
Aber irgendwie auch einfach nur rotzecool!
(So viel zum Thema angemessenes Deutsch…)
Erzählperspektive
Die Geschichte wird überwiegend im personalen Er-/Sie-Erzähler aus James Sicht erzählt. Das jedenfalls war mein Eindruck am Anfang des Romans: Dort, wo eine Wertung durch den Erzähler eingeflochten wird, stammt sie von James.
Gegen Mitte/ Ende wechselt das dann ein wenig und wir als Leser lernen William besser kennen. Die ersten zwei, drei Mal habe ich den Wechsel leider nicht sofort mitbekommen und musste kurz rekapitulieren, den Absatz nochmal lesen und dann ging’s weiter.
Auf der anderen Seite muss ich aber auch zugeben: Die Beschreibung des vorhin angesprochenen Restaurants, insbesondere des Flurs in den Gastraum, habe ich auch mehrfach gelesen. Einfach, weil es so schön war (=
Normalerweise tue ich mich ja schwer, mich in Figuren wie William hineinzudenken, sie zu verstehen und dann auch noch mit ihnen mitzuhoffen und zu bangen. Dadurch, dass ich ihn durch den Perspektiven-Wechsel besser kennen lernen durfte, mag ich ihn aber total gern. Obwohl (oder gerade weil) er so ein arroganter Sack ist.
Ungewohntes Siezen
Ich glaube, dass das tatsächlich einfach Erfahrungssache ist. Für mich super komisch ist/ war, dass sich mehr oder weniger alle Siezen. Klar, durch den Universitäts-Kontext passt es wieder gut und es ist in dem Fall vermutlich der Tatsache geschuldet, dass sich bei uns im Institut (fast) alle Duzen.
Trotzdem wirkt das Siezen auf mich nicht überzogen (nur eben ungewohnt), sondern ist entspannt zu lesen – vermutlich, weil die Charaktere innerhalb dieser ‚Sie‘-Atmosphäre so entspannt miteinander umgehen.
Zusammenfassend
kann ich sagen: Leute, dieses Buch hat mich echt überzeugt. Ich war anfangs fast ein kleines bisschen skeptisch, weil die Bewertungen so gut waren und Lorna Bills Follower auf Instagram so viel Lob ausgesprochen haben. Bei mir führt das leider oft zu sehr hohen Erwartungen, die im Endeffekt enttäuscht werden.
Aber Triggered von Lorna Bill hat mich mit seiner Emotionalität und Anschaulichkeit echt überzeugt und ich kann es euch nur wärmstens empfehlen.
Allerdings: Die Trigger-Warnung am Beginn des Buches solltest du vermutlich beherzigen, wenn du mit Blut ein Problem hast..
Ich warte jetzt jedenfalls sehr gespannt auf die Veröffentlichung des zweiten Teils „REVEALED“, in der dann hoffentlich die Gay-Vibes klarer herausstechen! Erste kleine Einschläge sind schon zu sehen – oder vielmehr: Zu spüren. Ich jedenfalls spürte das ein oder andere Mal ein leises Knistern zwischen den beiden und bin sehr gespannt, wo ihre Reise hingeht!
Du willst dich mit uns vernetzen?
Mich findest du unter @Perlenseiten auf Instagram – und Lorna Bill unter @lorna_bill. Hier gibt sie hin und wieder spannende Einblicke in ihre Protagonisten. Wir durften William zum Beispiel schon mal 24 Stunden lang durch seinem Tag begleiten!
Hast du „Triggered“ schon gelesen? – Verrate mir doch, wie dir dieser Debütroman gefallen hat!
Bist du Team James – oder doch eher Team William?
Mich persönlich würde ja noch interessieren, wie dir meine Rezension gefallen hat oder ob du etwas bestimmtes vermisst hast, damit ich in Zukunft besser darauf achten kann!
Deine Magdalena
2 thoughts on “„TRIGGERED“ – Lorna Bill”